Die Billion US$ Platin-Münze
In den kommenden Wochen dürfen wir uns wieder an der Seifenoper „
Schuldengrenze“, die in der Bananen-Republik USA in regelmäßigen Abständen aufgeführt wird, erfreuen. Die USA sind meines Wissens nach das einzige Land auf dem Planeten Erde, dass eine zufällige
Hausnummer sich selbst als gesetzlich erlaubte absolute Schuldengrenze vorschreibt.
Und damit das geneigte weltweite Publikum jetzt nicht gelangweilt gähnt weil „schon wieder diese Schuldengrenze“ gibt es auch eine extravagante Alternative für den Schlussakt der Oper: die Billion-Dollar-Platin Münze. Dieser Alternativvorschlag macht nun auch die Runde durch die deutschen Medien:
Süddeutsche,
Welt,
Tagespiegel, …
Und das deutsche Publikum ist begeistert. Endlich wieder ein guter Spaghetti-Western made in USA. Und eine so ausbaufähige Geschichte für den deutschen Leser! In der Süddeutschen werden wir gleich mal an die Hyperinflation in Simbabwe erinnert und das deutsche Gruselwort des Jahrhunderts „Weimar“ kann man endlich auch wieder verwenden.
Wie kam es zu diesem kuriosen Vorschlag? Der Vorschlag ist eigentlich ziemlich alt und wurde bereits im Jahr 2010 gemacht. Interessant für Wirtschaftsblogger und vor allem ihre Kommentatoren ist, dass dieser Vorschlag nicht von einem einsamen akademischen Ökonomen kam, sondern von einem Kommentator zu dem Blog-Beitrag: „
Obama Faces His Own ‚Teachable‘ Moment“.
Dort hat der Kommentator mit dem Nickname „beowulf“ vorgeschlagen einfach eine Platin-Münze mit Nominalwert „1 Billion US$“ zu prägen um die Schuldengrenze auszuhebeln. Leider hat das Roosevelt Institut beschlossen statt einem revolutionären New Deal 2.0 nur mehr einen Next New Deal zu fordern und die Kommentare wurden beim Re-Launch nicht übernommen.
Beowulf kennt sich offensichtlich sehr gut mit den gesetzlichen Regelungen für das US Treasury und das US Federal Reserve Board System aus und hat erkannt, dass der US Finanzminister die US Münze anweisen kann eine Platin-Münze zu prägen, deren nominalen Wert er ganz nach seinem Gusto bestimmen kann. Hier der
Gesetzestext:
(k) The Secretary may mint and issue platinum bullion coins and proof platinum coins in accordance with such specifications, designs, varieties, quantities, denominations, and inscriptions as the Secretary, in the Secretary’s discretion, may prescribe from time to time.
Dieser Vorschlag klingt natürlich hoch dramatisch und besonders in Deutschland läuten da gleich alle Hyperinflations-Alarmglocken. Tatsächlich ist so eine Platin-Münze aber nur langweilige Buchhaltungs-Gymnastik und ändert gar nichts – wirklich gar nichts – an den laufenden Ausgaben der US Regierung. Nur eben hebelt diese Münze die lächerliche Schuldengrenze aus.
Wie funktioniert dieses monetäre Komplott? Das US Treasury weist die US Mint an eine Platin-Münze zu prägen und erklärt per FIAT den Nominalwert der Münze als 1 Billion US$. Die US Mint präsentiert die Münze der Federal Reserve Bank von New York. Da die Münze Legal Tender ist muss die FED sie akzeptieren und schreibt der US Mint auf ihrem Public Enterprise Fund 1 Billion Reserven gut.
Das US Treasury hat dann das gesetzliche Recht den Seigniorage-Gewinn der US-Mint auf seinen Treasury General Account umzubuchen. Dort landen dann also die 1 Billion Zentralbank-Reserven abzüglich der Kosten für die Produktion der Münze. Das war’s. Ziemlich unspektakulär, oder? Diese Reserven verwendet das Finanzministerium um seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Jetzt werden einige einwenden dieser Vorschlag sei doch absurd. Das mag schon so sein. Genauso absurd ist es zuerst die Ausgaben/Einnahmen für ein laufendes Haushaltsjahr gesetzlich festzulegen und ein paar Monate später sich darüber zu beschweren, dass auf Grund der eigenen Beschlüsse eine ebenso absurde Schuldengrenze überschritten wird.
Oder wie es ein Freund von mir formuliert: „If you’ve to negotiate with clowns it’s very handy to come to the negotiation table with a ridiculous funny counter-proposal.” Im Übrigen wäre es nicht das erste Mal, dass das US Treasury zu außergewöhnlichen
Maßnahmen greift:
Update: Für Kommentare & Beschwerden zu diesem Beitrag verweise ich auf den Beitrag vom Wirtschaftsphilosophen "
Billionen-Dollar-Münze". Ich werde dort sehr gerne Rede & Antwort stehen.